Städtisches Museum Hann. Münden

[Museumsgeschichte] [Eberlein]

Dornauszieher
Dornauszieher,
Gustav Eberlein, 1879, Museum Hann. Münden.
(Repro: spontan)

Welfenschloss
Welfenschloß, es beherbergt u. a. das Museum
(Repro: spontan)
Einst dominierten Eberlein-Werke
[Was aus ihnen wurde! A. d. R.]

von Dr. Johann D. von Pezold

Das Altertümer- und Eberlein-Museum, heute im städtischen Museum integriert, feiert im kommenden Jahr das 100jährige Bestehen. Es ist damit eines der ältesten Museen in Niedersachsen.

Das Städtische Museum in Hann. Münden hat zwei Wurzeln: Der ältere Teil bestand in einer "Altertümersammlung", die im 1881 - 1885 errichteten Aussichtsturm auf der sogenannten Tillyschanze von dessen Erbauern zusammengetragen wurde und seit 1885 der Öffentlichkeit zugänglich war. Diese Sammlung, die im Laufe der Jahre weiter Zuwachs erhielt, wurde 1897 größtenteils in das Welfenschloß in Münden überführt.

Den anderen Teil bildete eine Sammlung von Werken Gustav Eberleins - ganz überwiegend Gipsmodelle, aber auch Gemälde, Zeichnungen und Gedichte, die der in Spiekershausen geborene und seit seinem achten Lebensjahr in Münden beheimatete Künstler 1893 und in der Folgezeit aus Berlin ebenfalls in das Schloß in Münden überführen ließ.

Nachdem die Sammlungen in den Räumen, die der preußische Staat der Stadt Münden für diesen Zweck mietfrei zur Verfügung gestellt hatte, aufgestellt worden waren, konnte das "Altertümer- und Eberlein-Museum" am 29. Juli 1898 feierlich eröffnet werden. Es ist damit eines der ältesten Museen in Niedersachsen, dessen 100-Jahrfeier im kommenden Jahr bevorsteht.
 
Kirchensaal des Eberlein-Museums
Blick in den Kirchensaal des Eberlein-Museums um 1900 (Repro: spontan)
Eberlein
Eberlein Selbstportrait
(Repro: spontan)

Das räumliche Übergewicht innerhalb des Museums lag eindeutig bei den Werken Eberleins. Sie waren nach einigen räumlichen Erweiterungen in den Folgejahren auf drei größere und drei kleinere Säle verteilt, die heute zum Teil nicht mehr vom Museum eingenommen werden. Der 1906 erstmals herausgegebene Museumsführer nennt außer dem Kirchensaal mit zwei Nebenräumen den "Mommsensaal", den "Bismarcksaal" und den "Goethesaal", deren Bezeichnungen von den Entwürfen in Gips abgeleitet waren, die den Raumeindruck bestimmten.

Die Altertümersammlung war ganz überwiegend im "Ausgelegten Gemach" über dem Kirchensaal ausgestellt - heute der oberste Saal des Museums. Außerdem gehörten die beiden Renaissancegemächer - das "Römergemach" und das "Gemach zum weißen Roß" zum Museum. Sie waren mit Sammlungsgegenständen und Nachbildungen möbliert.

In dieser Form hat das Museum mehr als drei Jahrzehnte überdauert.

Nachdem Gustav Eberlein am 5. Februar 1926 in Berlin gestorben war, traten noch keine Veränderungen in der Aufstellung seiner Werke ein. Auch der 1931 zum neuen ehrenamtlichen Museumsleiter berufene junge Studienrat Dr. Martin Freytag nahm zunächst keine schwerwiegenden Eingriffe vor. Erst 1934 schritt er zu einer - wie die Mündenschen Nachrichten bemerkten - etwas geschlossener[en] und zweckmäßiger[en] Aufstellung der Figuren, wobei er einen Raum aufgab.

Die formelle Erhebung des Museums zu einem Heimatmuseum für den damaligen Landkreis Münden im Jahre 1935 im Zuge der nationalsozialistischen Kulturpolitik führte zu einer ganz tiefgreifenden Umgestaltung des Museums.

Dabei wurden die meisten Werke Gustav Eberleins aus der Ausstellung entfernt und anderweitig im Schloß gelagert, während eine vergleichsweise nur noch sehr kleine Auswahl der Öffentlichkeit zugänglich blieb.

Die ausgreifenden Pläne, nach denen das Museum "zu einer Stätte lebendigster Schulung für alle Volksgenossen" im Sinne der nationalsozialistischen Machthaber ausgebaut werden sollte, wurden allerdings nur zum Teil verwirklicht. Bis kurz vor Kriegsausbruch 1939 waren die Abteilungen für Erdgeschichte und für Urgeschichte, die Neugestaltung der Ausstellung Mündener Fayencen und die Einrichtung eines "Gildesaals", der dem Handwerk gewidmet war, abgeschlossen. Weiterhin geplant waren unter anderen Abteilungen zur Stadtgeschichte, zur Töpferei und Weberei, zur Baugeschichte der Stadt und zu Sitte und Brauchtum.

Bei Kriegsende 1945 und kurz danach erlitt das Museum erhebliche Verluste, die es in die Reihe der am meisten von Plünderungen betroffenen niedersächsischen Museen brachte.

Im Zuge des Neuaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg unter dem wieder als Museumsleiter eingesetzten Dr. Freytag wurde auch wieder ein Eberlein-Saal eingerichtet. Bei der späteren Neugestaltung des Museums in den 60er Jahren wurde die Ausstellung der Werke von Gustav Eberlein auf ein Mindestmaß begrenzt, und auch bei der völligen Reorganisation der letzten Jahre konnte dies aus Gründen der schwierigen Raumverhältnisse nicht korrigiert werden.

Nach der bevorstehenden Ausstellung, in der nahezu alle im Besitz des Museums befindlichen bildhauerischen Werke Gustav Eberleins zu sehen sein werden, sollen unter thematischen Gesichtspunkten zusammengestellte und im Abstand von ein bis zwei Jahren wechselnde kleinere Ausstellungen im Museum gezeigt werden.


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